Ende des Long Term Supports für TYPO3 v9

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Was das bedeutet - und was nicht!

Heute wird der kostenlose Long Term Support von TYPO3 v9 eingestellt. Konkret heißt das für Website-Betreiber mit dieser Version:

  • grundsätzlich läuft die Website - entgegen anderer Befürchtungen - ganz normal weiter. Sowohl die Darstellung der Website(das sog. "Frontend") als auch die Administration und Pflege über das Backend sind technisch in keinster Weise hiervon betroffen
  • für Sicherheitslücken, die ab heute aufgedeckt und geschlossen werden, wird kein kostenloses Update("Patch") mehr angeboten
  • wer weiterhin mit Patches versorgt werden möchte, muss entweder ein Release-Update(z.B. auf Version 10) durchführen oder den kostenpflichtigen Supprt der TYPO3 GmbH buchen(Kosten: ca. 2.600,-€ pro TYPO3 Installation)

TYPO3 v11 erscheint am 5.10.2021

Das heutige Ende ist etwas irritierend, wenn man bedenkt, dass

  1. TYPO3 v11 LTS erst nächste Woche(5.10.) erscheint
  2. Laut bisherigen Aussagen der TYPO3 Association immer zwei LTS-Versionen bereit gestellt werden

Über diese eine Woche kann man noch hinwegsehen. Größere Bauchschmerzen bereitet Agenturen wie uns eher die Tatsache, dass zahlreiche sehr wichtige und häufig im Einsatz befindliche Extensions überhaupt noch nicht in einer für v11 kompatiblen Version vorliegen. Ein Beispiel ist die Extension Grid Eements.

Grid Elements ist eine sehr praktische und vielseitige Extension, wenn es darum geht, Spaltenlayouts responsive in TYPO3 umzusetzen. Die mittlerweile über eine halbe Millionen Downloads sprechen für sich.

Das Problem: Für TYPO3 v11 gibt es noch keine kompatible Version. Die Extension ist aber ein zentrales Element bei der Darstellung des Frontends. Sie kann nicht einfach deaktiviert oder "auf die Schnelle" ersetzt werden. Das bedeutet:

Webseitenbetreiber, die Grid Elements nutzen, können zur Zeit gar kein Update durchführen.

 

Grid Elements wird hier nur stellvertretend genannt. Gleiches gilt für die ebenfalls wichtigen Extensions news, powermail und direct mail.

Niemals auf die "Nuller"-Version

Neben dieser "Extensionproblematik" kommt ein weiterer erschwerender Aspekt hinzu: Jedes größere Software-Release hat zu Anfang noch Kinderkrankeiten, weshalb ein Produktiveinsatz normalerweise immer erst ab dem zweiten Wartungspatch (also hier 11.5.2 statt 11.5.0) empfehlenswert ist. D.h. das eigentlich relevante Release wird erst ein paar Wochen(oder Monate) nach dem offiziellen Release veröffentlicht.


Handlungsmöglichkeiten

Im Folgenden nun die Handlungsmöglichkeiten, die wir unseren Kunden empfehlen:

1. Providerwechsel

Es gibt einige TYPO3-spezialisierte Provider, die einen kostenlosen ELTS-Support bieten(Besipiel: Mittwald CM Service GmbH & Co. KG). Es lohnt sich ggf., die TYPO3-Installation dorthin zu migrieren. Der Aufwand ist normalerweise überschaubar. Die Installation von TYPO3 ist dort "mit einem Klick" möglich. Datenbank und Dateien zu kopieren, geht i.d.R. auch sehr schnell. Hinzu kommen natürlich noch einige Einstellungen in der neuen Umgang. Aber auch, wenn man einen Spezialisten benötigt: Der (einmalige) Aufwand sollte sich in Grenzen halten. Zumindest dürfte er deutlich niedriger sein, als eine ELTS-Lizenz.

2. Update auf v10

Eine weitere Möglichkeit ist, den Release-Wechsel auf TYPO3 v10 durchzuführen. Das Update von 9 auf 10 ist - verglichen mit anderen Versionssprüngen - vergleichsweise einfach. Der Teufel steckt hier natürlich im Detail. Leider werden immer noch viele TYPO3-Website unprofessionell umgesetzt. Davon bekommen die meisten Kunden erst etwas mit, wenn ein Update ansteht. Hauptproblem ist die Verwendung von unnötig vielen Extensions, die - s.o. - nicht nur den Aufwand massiv erhöht sondern sogar das ganze Update technisch behindert.

3. Erwerb der ELTS-Lizenz

Wer seine Website auf lokalen Servern hosten will/muss und keine Ressourcen für ein Update hat, kann den sogenannten Extended Long Term Support(ELTS) bei der TYPO3 GmbH buchen. Die Kosten fangen bei 2.618,-€ pro Jahr an un erhöhen sich je nach Laufzeit und Anzahl der Installationen. Mehr Infos gibt es hier.

4. Abkehr von TYPO3

Wir sprechen es nur ungern aus. Aber leider ist auch das eine Alternative. Für Non-Profit-Organisationen mit kleinem Budget und Freiberuflern mit relativ wenig Anforderungen, kann es sinnvoll sein, ganz auf TYPO3 zu verzichten und sich stattdessen günstigere Alternativen wie WordPress oder sogar Baukastensysteme zu suchen. TYPO3 ist diesen Lösungen zwar technisch überlegen. In Sachen Updates hat man hier aber wesentlich weniger bis gar keine Sorgen/Kosten.


Fazit

Eines vorweg: Für uns als Internetagentur bleibt TYPO3 erste Wahl. Nicht weil wir - wie von einigen in der ganzheitlichen Systemanalyse weniger bewnderten Zeitgenossen - damit mehr Geld verdienen würden. Viel mehr ist es so, dass TYPO3 nicht nur aufgrund seiner umfangreichen Kernfunktionalität sondern auch seinem durchdachten Entwicklungsframework(extBase/Fluid) moderne Softwareentwicklung für komplexe Anforderungen der realen Welt ermöglicht: robust, wartbar und sicherheitsorientiert.

Auch die Tatsache, dass es eine transparente und planbare Releasepolitik gibt, sehen wir sehr positiv. Was uns hingegen Sorgen macht, sind die zu kurzen LTS-Laufzeiten, vor allem - wie hier geschildert - die Probleme, die bei einer neuen LTS-Versions-Veröffentlichung für den Vor-Vorgänger entstehen. Diese Sorgen werden von Teilen unserer Kundschaft geteilt, was teilweise zur Abkehr von TYPO3 geführt hat. Unserer Meinung wäre eine grundsätzliche Verlängerung der jeweils ältesten LTS-Version um 6 Monate eine wünschenswerte Lösung.